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  • 19.07.2018
Zwischenfruchtanbau

Dr. Thomas Jilg, LAZBW

Einsatz von Zwischenfrüchten in der Fütterung


Die Futterknappheit sollte Anlass zur Überprüfung der Futtervorräte sein und zu weiteren Überlegungen zum Futterbau führen.

Die Möglichkeit Getreide als GPS zu silieren, ist verstrichen. Aber auch der Anbau von Herbst- und Winterzwischenfrüchten ist eine Möglichkeit, das Futterangebot zu erhöhen. Diese können im Herbst 2018 als Nachfrucht oder im Frühjahr 2019 als Vorfrucht genutzt werden. Ob dies gelingt, hängt vom Aufgang der Saat und insbesondere von der Wasserversorgung im August und im September ab.

Wie sind solche Zwischenfruchtfuttermittel einzusetzen und worauf ist zu achten? In diesem Beitrag sollen Hinweise zum Umgang mit diesen Futtermitteln gegeben werden.

In Tabelle 1 sind Anhaltspunkte zu den Nährstoffgehalten von Zwischenfrüchten und Rübenblatt aufgeführt. Die Energiegehalte liegen durchweg über 6 MJ NEL/kg TS. Zwischenfrüchte sind auch durchweg als proteinreiche Futtermittel einzustufen. Je höher die ruminale Stickstoffbilanz eines Futtermittels ist (RNB-Wert), um so höher ist der Proteinüberschuss. An Energieausgleich ist in diesen Fällen im Rahmen der Rationsplanung zu denken. Die Rohproteingehalte liegen in der Regel über 18 % in der Trockenmasse. Die Rohfasergehalte liegen zwischen 10, 8 % bei Rübenblatt und 23 % bei Weidelgras.

Zwischenfrüchte werden in der Regel frisch verfüttert, weil eine Konservierung schwierig ist. Das heißt, dass Frontmähwerk und Ladewagen vorhanden sein müssen.

Tabelle 1: Nährstoffgehalte von Zwischenfrüchten und Nebenprodukten (Anlehnung an DLG Futterwerttabelle 1997)

 

TS

XP

XF

Zucker

nXP

RNB

ME

NEL

 

g/kg TS

MJ/kg TS

Einjähr. Weidelgras, Ährenschieben

170

180

230

 k.A.

155

5

11,2

6,8

Welsches Weidelgras, Ährenschieben

170

180

200

160

155

5

11,2

6,8

Hafer-Erbsen-Wicken

150

200

217

 k.A.

144

9

10,6

6,4

Landsberger Gemenge: Inkarnatklee, W.Weidelgras, Winterwicke

150

180

200

k.A. 

142

6

10,7

6,5

Grünhafer, Rispenschieben

190

133

260

203

142

-1

10,8

6,6

Grünroggen Beg. Ährenschieben

150

180

225

109

154

5

11,5

7,0

Perserklee in der Knospe

150

220

176

 k.A.

159

10

10,8

6,5

Alexandrinerklee in der Knospe

160

210

210

 k.A.

146

11

9,8

5,8

Grünraps vor der Blüte

110

194

133

111

157

6

11,3

7,0

Senf, vor der Blüte

130

258

147

 k.A.

161

16

11,1

6,9

Rübenblatt

160

159

108

600

141

3

10,5

6,5

Markstammkohl

130

160

167

k.A.

146

2

10,8

6,6

Kohlkrautblätter

120

171

113

k.A.

153

3

11,5

7,1

TS = Trockensubstanz, XP = Rohprotein, XF =Rohfaser

Die Strukturversorgung muss vor allem bei den Futtermitteln Grünraps, Rübenblatt, Senf, Kohl  und bei jungem Klee durch Zufütterung von Heu oder Stroh sichergestellt werden.

In Tabelle 2 sind die Besonderheiten und die Einsatzgrenzen von Zwischenfrüchten und Nebenprodukten dargestellt. Die Einsatzgrenzen sind in erster Linie bedingt durch niedrige Gehalte an strukturierter Rohfaser. Dies geht in der Regel einher mit hohem Wassergehalt und hohem Rohproteingehalt je kg Trockenmasse. Strukturarme Futtermittel sind auf jeden Fall mit strukturreichen Futtermitteln wie Heu und Stroh zu kombinieren. Der zusätzliche Einsatz von Maissilage ist im Hinblick auf eine bessere Verdauung zu empfehlen.

Bei der Kraftfutterauswahl ist auf stärkearme Komponenten, wie zum Beispiel Trockenschnitzel, Maiskleberfutter, Extraktionsschrote, Kleien usw. zu achten.   

Tabelle 2: Besonderheiten bei der Verfütterung von Zwischenfrüchten

 

Besonderheiten

Einsatzgrenze bei Milchkühen und Rindern über 350 kg

Einjähriges Weidelgras

Ährenschieben

 

 

Weide, Grünfutter, Silage möglich,

Fütterung unproblematisch

 

Welsches Weidelgras

Ährenschieben

 

 

Weide, Eingrasen, Silage möglich,

Fütterung unproblematisch

Hafer-Erbsen-Wicken

Gefahr zu hoher Nitratgehalte

Grünfutter, 5 kg TS / 30 kg FS

Landsberger Gemenge: Inkarnatklee, W.Weidelgras, Winterwicke

Gefahr zu hoher Nitratgehalte

Grünfutter, 5 kg TS / 35 kg FS

Grünroggen/Grünhafer

Beg. Ährenschieben

 

Eingrasen, Silage,

 5 kg TS/ 35 kg FS

Perserklee in der Knospe

mit Strukturfutter ergänzen

Grünfutter, 5 kg TS /  35 kg FS

Alexandrinerklee in der Knospe

mit Strukturfutter ergänzen

Grünfutter, 6 kg TS / 40 kg FS

Grünraps, Auswuchs

 

Notfutter!

mit Strukturfutter ergänzen

Gefahr zu hoher Nitratgehalte

Grünfutter, 4 kg TS / 35 kg FS

Senf, vor der Blüte

 

Notfutter!

mit Strukturfutter ergänzen

weniger geeignet

Grünfutter, 30 kg FS

Rübenblatt,  sauber

 

 

Notfutter!

Hoher Zuckergehalt, evtl. Schmutz

Gefahr: Acidose, Ketose, Durchfall

mit Strukturfutter ergänzen

 5 kg TS/ 35 kg FS

Markstammkohl

Kohlblätter

Gefahr: Acidose

mit Strukturfutter ergänzen

4 kg TS/ 35 kg FS



Nitrat - Probleme in der Fütterung ?

Bei Herbstaufwüchsen ist noch auf eine weitere Besonderheit zu berücksichtigen.

Trockene Sommer verhindern, dass die Pflanzen den N-Dünger in Ertrag umsetzen. Wenn im Herbst die Wachstumsbedingungen aufgrund von Niederschlägen besser werden, wird massiv Nitrat aus dem Boden aufgenommen. Dieser kann nur dann in pflanzliches Protein umgesetzt werden, wenn genügend Sonnenenergie zur Verfügung steht. Andauerndes Regenwetter oder Nebel bergen demzufolge die Gefahr der Nitratanreicherung im Futter. Die Nitratgehalte können bis zu 7 % in der Trockenmasse betragen. Beim Silieren werden bis zu 50 % des Nitrats abgebaut.

Im Herbst 2015 sind tatsächlich vereinzelt erhöhte Nitratgehalte festgestellt worden.

Tabelle 3: Nitratgehalt und Empfehlung für die Fütterung

Nitratgehalt in der TS

Empfehlung

<0,5 %

Unbedenklich

0,5 - 3 %

max. 30 - 35 kg Frischmasse verfüttern

> 3 %

zur Verfütterung ungeeignet

Tödliche Dosis

0,3 - 0,5 g NO3/kg LM bzw. 180 g/Tag bei der Milchkuh

Nitrat wird im Pansen normalerweise zu Ammoniak abgebaut, der von den Mikroorganismen verarbeitet oder von der Leber zu Harnstoff entgiftet wird. Durch Erwärmung in Futterhaufen oder bei Verfütterung größerer Mengen wird Nitrat in Nitrit umgewandelt. Nitrit ist 10 x giftiger als Nitrat. Die Giftwirkung erfolgt auf folgende Weise:

Nitrit hängt sich anstelle von Sauerstoff an den roten Blutfarbstoff Hämoglobin. Es bildet sich Methämoglobin. Die Sauerstoffversorgung des Organismus sinkt. Fruchtbarkeitsstörungen oder gar in Einzelfällen akute Vergiftungen mit Todesfällen können die Folge sein. In der folgenden Übersicht werden die Grenzen für die Verfütterung von nitrathaltigem Futter aufgezeigt.

Nitratvergiftungen können an der schokoladenbraunen Verfärbung der Scheidenschleimhaut erkannt werden. Die ist schon bei geringen Methämoglobinanteilen von 20 % der Fall. Die größten Probleme sind am dritten bis vierten Tag nach dem Futterwechsel zu erwarten.

Der Nitratgehalt kann mit dem Rot-Test (Merkoquant-Teststäbchen für Nitrat) grob ermittelt werden.  

Empfehlung zur Fütterung von Zwischenfrüchten

  • Der Übergang zu Fütterung von Zwischenfrüchten muss langsam erfolgen. Eine Anpassung über mindestens eine Woche ist ratsam. Strukturausgleich und Energieausgleich müssen zielgerichtet geplant und umgesetzt werden.
  • Die Beweidung ist nur bei grasreichen Beständen empfehlenswert.

 

Rationsbeispiele

Tabelle 4: Futterrationen mit Zwischenfrüchten

 

Einjähriges Weidelgras

Grünraps

Grünhafer

Landsberger Gemenge

Rübenblatt sauber

Perserklee

Einj.Weidelgras, kg

75

 

 

 

 

 

Grünraps, kg

 

35

 

 

 

 

Grünhafer, kg

 

 

35

 

 

 

Landsberger Gemenge, kg

 

 

 

35

 

 

Rübenblatt, kg

 

 

 

 

35

 

Perserklee, kg

 

 

 

 

 

35

Gras, kg

 

 

26

 

 

 

Heu, kg

2

2,5

 

2

2

4

Maissilage, kg

 

10

10

20

11,5

11

Stroh, kg

 

2

 

 

2

1

Sojaextraktionsschrot

Rapsextraktionsschrot

 

 

 

1

0,5

 

GF-Leistung, kg

19

10

19

15

14

14

KF bei 25 kg ML, ca. kg

3

7

3

3,2

5

5

Struktur. Rohfaser, %

9,6

11,8

9,9

11,7

9,6

12,8

max. KF-Menge wegen Strukturmangel (<8%), ca. kg

5

11,5

7

10

7

10

bei kg Milch

30

31

31

33

29

33

Kraftfutterart

12/3

18/3

18/3

18/3

18/3

18,3

Zwischenfrüchte sollten möglichst frisch verfüttert werden, um die Nitritbildung in Lagerhaufen zu verhindern. Ideal ist 2x täglich mähen. Die Tagesration sollte niemals in nur einer Mahlzeit verabreicht werden.

Zwischenfrüchte können in Mengen bis 35 kg eingesetzt werden außer bei Gräsern, die in Mengen bis zu 75 kg eingesetzt werden können. Grünraps und Senf sind für Milchkühe und hier vor allem bei Leistungsherden mit über 7000 kg Milchleistung nur als Notlösung zu betrachten. Die Mengenempfehlungen gelten für Milchkühe und für Aufzuchtrinder im zweiten Lebensjahr mit mindestens 350 kg Lebendmasse. Im ersten Lebensjahr sollte Zwischenfrüchte nur in kleinen Rationsanteilen eingesetzt werden. Die Umstellung auf Zwischenfrüchte sollte langsam über zirka eine Woche erfolgen um eine Anpassung der Mikroorganismen an das Futter zu ermöglichen. Dies gilt insbesondere für Grünraps Senf und die Kleearten.

Die Kraftfutterauswahl richtet sich nach dem Proteingehalt der Grundration und nach dem Zuckergehalt des Grünfutters. Bei zuckerreichem Futter ist ein Kraftfutter mit niedrigen Zucker- und Stärkegehalten bzw. mit höherem Anteil an beständiger Stärke zu empfehlen.

Die Strukturversorgung ist beim Einsatz der meisten Zwischenfrüchte der begrenzende Faktor. Das Fress- und Wiederkauverhalten der Kühe ist deshalb laufend zu beobachten. Beim Verdacht auf Strukturmangel ist der Heu oder Strohanteil zu erhöhen.

Bei fehlender Ergänzung durch Strukturfuttermittel besteht auch die Gefahr von Pansenblähungen. Für den Notfall empfiehlt es sich, Mittel zur Behandlung bereitzuhalten

Datum Bezeichnung Typ
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