Die Ansaat von Blühmischungen auf Ackerflächen, die aus der Erzeugung genommenen wurden, kann in Baden-Württemberg über das „Förderprogramm für Agrarumwelt, Klima und Tierwohl“ (FAKT) gefördert werden. Dass das Programm von der Landwirtschaft gut in Anspruch genommen wird, ist in den Sommermonaten durch die vielfältigen „Blumenfelder“ weithin sichtbar. Insbesondere in Ackerbaugebieten waren solche Blüh-Äcker, die Landwirtinnen und Landwirte teilweise auch im Rahmen ihrer sogenannten Greening-Verpflichtungen in der 1. Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik ausgesät haben, im Jahr 2018 häufig zu sehen.
Mit der Förderung der FAKT-Maßnahme „Brachebegrünung mit Blühmischungen“ soll die Biodiversität auf
landwirtschaftlichen Flächen bereichert werden, zudem sollen damit die Lebensverhältnisse von Insekten verbessert werden. Aber
hat diese Maßnahme tatsächlich einen positiven Effekt für die Insekten? Diese Frage stellte das Ministerium für
Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg und beauftragte deshalb die Evaluierer des Maßnahmen- und
Entwicklungsplans Ländlicher Raum (MEPL III) die Auswirkungen der Blühmischungen auf die Insekten in ihrer Umwelt im Rahmen einer
Studie zu untersuchen.
Was fliegt denn da?
Das Vorkommen von Schwebfliegen, Schmetterlingen und Wildbienen zu beobachten und zu dokumentieren, war deshalb die Aufgabe von zwei
studentischen Teams der Universitäten Würzburg und Freiburg. Sie waren dazu vom Institut für ländliche
Strukturforschung (IflS) an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main beauftragt worden. Die Untersuchungen der
Blühflächen führten sie im Norden und im Südwesten von Baden-Württemberg in den Landkreisen Hohenlohe und
Main-Tauber-Kreis sowie im Ortenaukreis und Emmendingen durch.
Zwei Studentinnen aus diesen Teams, Nikki Sauer (Universität Würzburg) und Lena Wunderlich (Universität Freiburg),
berichteten, dass sie dafür zunächst Kontakt mit Landwirtinnen und Landwirten, die auf ihren Flächen Blühmischungen
anbauen, aufgenommen haben. „Den Kontakt haben uns das IflS und die vor Ort zuständigen Unteren Landwirtschaftsbehörden
vermittelt. In Frage kamen jene Betriebe, die bereits über einen längeren Zeitraum an FAKT-Maßnahmen teilgenommen
haben“, so die beiden Studentinnen.
Sie ermittelten dann auf 15 Äckern und Wiesen im nördlichen Untersuchungsgebiet Baden-Württembergs das Insektenvorkommen.
Von den besuchten Schlägen waren
- 5 mit der sogenannten M1-Saatmischung (beinhaltet z.B. Borretsch, Phacelia, Buchweizen und Sonnenblumen) und
- 5 mit der sogenannten M2-Saatmischung (beinhaltet dieselben Blühpflanzen, außer den Kreuzblütlern Buchweizen, Gelbsenf und Ölrettich, nur in einer anderen Zusammensetzung) eingesät sowie
- 5 Vergleichsflächen mit Ackergras oder Dauergrünland.
Die beiden Frauen untersuchten die Flächen in zwei Durchläufen, zunächst Ende Juli 2018 und dann drei Wochen später
im August 2018. Die Erfassung der Schwebfliegen und Bienen erfolgte innerhalb von vier zufällig (randomisiert) verteilten
1m²-großen Quadraten per Kescherfang. Die Schmetterlinge wurden innerhalb zweier Transektläufe (Mess- und Beobachtungspunkte
entlang einer geraden Linie) über 15 m per Kescherfang erfasst. In beiden Beprobungsdurchläufen wurde sowohl der Rand als auch
die Mitte jeder Fläche berücksichtigt um eventuell auftretende Randeffekte zu vermeiden. Zudem sammelten sie Insekten für
eine Belegsammlung.
Hier ist - trotz Trockenheit - was los!
Die beiden Studentinnen nahmen die Kartierungen im Jahrhundertsommer 2018 vor. Die langanhaltenden Perioden mit wenig oder keinem Regen
sah man den Blühpflanzen deutlich an. Die Sonnenblumen liesen die Köpfe hängen, viele weitere Pflanzenarten der
Blühmischungen, wie etwa die Phacelia, waren bei den Kartierungen bereits dürr. Dieser Zustand nahm nach Aussage der Studentinnen
insbesondere zwischen den beiden Kartierungsterminen deutlich zu. Trotzdem fanden die beiden Frauen eine Vielfalt an Insekten auf den
Blühflächen vor.
Einjährig vs. Überjährig
Die jungen Wissenschaftlerinnen bedauerten, dass hauptsächlich die einjährigen FAKT-Blühmischungen angebaut würden,
die überjährigen FAKT-Mischungen seien bislang weit weniger in den Anbauplänen der Landwirte eingeplant. Die
einjährigen Mischungen böten zwar eine saisonale Unterstützung für die Insekten, jedoch entstünde durch den
jährlichen Schnitt hier kein langfristiger Lebensraum für die Insekten.
Im Rahmen der Studie konnten sie deshalb die Effekte einer überjährigen Blühmischung nicht untersuchen. Dies sollte in
weiteren Untersuchungen noch berücksichtigt werden, meinten die Studentinnen. Denn von der überjährigen Blühmischung
könnten nicht nur Insekten profitieren, sondern auch Niederwild, Vogelarten sowie Destruenten (u.a. Bakterien, Pilze, Regenwürmer
und Aasfresser).
Die Ergebnisse ihrer Kartierungen, welche die Studentinnen wissenschaftlich im Rahmen ihrer Bachelor-Arbeiten auswerteten, gehen in die Studie des Instituts für ländliche Strukturforschung ein, die 2019 veröffentlicht wird.
Autorin: Martina Stock/LEL
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- Fördermaßnahme: FAKT-Teilmaßnahme E 2.1 - Brachebegrünung mit Blühmischungen (ohne öVF Anrechnung)
- Förderprogramm: Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl
- Förderumfang: 710 €/ha
- Landkreis: Main-Tauber-Kreis
Die Ergebnisse dieser wissenschaftlichen Untersuchung wurden im August 2019 veröffentlicht. Lesen Sie hier weiter.